Dienstag, 15. April 2008

Programmiert...

Passt. Ein neues Café in der Stadt. Und das kommt mir gerade recht. Ich muss den Geschmack vom Kontrastmittel eliminieren. Der hängt mir immer noch wie ein Stück Kaugummi zwischen Zunge und Gaumen. Aber nicht nur das. Jeder Schritt, den ich gehe, wird begleitet von einem Geräusch, das ziemlich an die Brandung vor Nizza erinnert. 

Die Leute, die mir entgegen kommen, reagieren irritiert.Rein ins Café und ruhig sitzen bleiben. Nicht bewegen. Schnell eine Latte gegen den Geschmack bestellen und auf dem Flatscreen Whitney Houston beobachten. Was ich nie verstanden habe ist, warum die sich in ihren Bodyguard verliebt hat. Der kann weder tanzen noch singen... - die Latte kommt.

Wenn man diese Riesentassen mit beiden Händen in die Hand nimmt, langsam bis an den Mund führt und so einige Zeit ausharrt, kann man perfekt in die Vergangenheit reisen. Vielleicht fällt es den Gedanken leichter, wenn die Augen sich in weißem Milchschaum satt sehen dürfen ;-)Meine Gedanken wollte noch einmal zurück zur Untersuchung... 

Kaum war ich in der Praxis, hatte ich ein Formular in der Hand. „Durchlesen, ausfüllen und unterschreiben!“ nörgelte die Arzthelferin (oder heißt das MTA / BTA / EEg oder wie auch immer ?!?). Sobald du dieses Monstrum aus sterilem, weißen Plastik und grellbunten Leuchtdioden siehst, geht es dir schlechter. Mir jedenfalls. Du legst dich auf eine Pritsche, hörst den knappen Ansagen der (MtaRöntgenFTAkontrastmittelspritzenden) Arzthelferin zu und grinst blöde. Weil: Du verstehst nichts. Das liegt nicht an dem, was dir gesagt wird. So schwer ist das nicht. Sondern: Es klingt nach Stefan Raab. Ehrlich. Immer wenn Raab sein SSDSDSDWEMUGABARTL… und so weiter ankündigte, haben ihn auch nur die verstanden, die diese Ansage zum fünfzigsten Mal hörten. Der „Ersthörer“ glotzt nur ungläubig in Richtung Raab. Und so war es auch auf dieser Pritsche. Kontrastmittel, spritzen, heiß werden, viel trinken, reinfahren, Luft anhalten, ist ja gar nicht schlimm und andere Fragmente waren zu hören. Widerspruch ist zwecklos. Stattdessen immer schön abnicken. „Und, alles verstanden?“ „Ja, Schwester“, sage ich. Sie schaut komisch und geht aus dem Zimmer. Eigentlich wollte ich nicht „Schwester“ sagen, aber was soll‘s. 

Die Maschine beginnt zu surren und die Pritsche fängt sich an zu bewegen. Mir wird heiß. Ach so, das kommt vom Kontrastmittel. Oder vom Trinken? Spätestens in dem Moment, wenn die Maschine ihr programmiertes Werk beginnt, wird deutlich, dass deine Gesundheit nicht programmiert werden kann. Natürlich kannst du dir tolle Pläne machen, wie die nächsten 15 Jahre ablaufen sollen. Weichenstellungen vornehmen. Deinen Masterplan updaten oder überarbeiten. Aber was, wenn diese Maschine zu einem Ergebnis kommt, mit dem du - oder besser formuliert: ICH - nicht einverstanden bin? Natürlich kann ich mich losschnallen, die Venüle herausreissen, mich anziehen und nach Hause gehen… - aber eine genaue Diagnose erhalte ich dadurch nicht. Also still liegen bleiben. Dich der Maschine überlassen. Luft anhalten. Ausatmen. Arme nach hinten. Nicht bewegen. 


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