Mittwoch, 16. April 2008

Gottsucher


Wenn Kontrastmittel gespritzt werden, sich Saugnäpfe schmatzend in die Brust pressen, die Ärzte ihre Worte langsam aussprechen, dann… dann wünscht man sich einen Helfer, der alle Schwierigkeiten in nur einer Millisekunde behebt. Ein Typ in rotem Ganzkörperanzug. Ein Wesen aus den Marvel-Comics. Gewaltig und unbesiegbar. 


Gibt es aber nicht. Und jeder weiß das. 


Trägt Gott auch einen Ganzkörperanzug wie die Helden aus den Comics? In Rot? Gold? 

Wenn wir ehrlich sind, dann spielt die Farbe in solchen Momenten keine Rolle. Und es ist uns auch egal, ob Gott im Einteiler, Zweiteiler oder frühorientalischen Morgengewand daher kommt. Hauptsache es wirkt. Es. 

Man ruft danach. Fleht. Bettelt. Klagt. Verspricht die halbe Welt.


Ich war kein schlechter Mensch!


Es. Bisher war das so. Bisher war Gott nichts weiter als eine diffuse Gestalt im eigenen Raum-Zeitgefüge. Ein unpersönliches, nicht greifbares, scheintotes Etwas. Verkörpert und am Leben erhalten von einer kleinen Gruppe Fantasten. Und jetzt… selbst Fantast? 


Es. Die wichtigste Frage ist tatsächlich, wie aus einem „es“ ein „du“ wird. Das hat auf den ersten Blick nichts mit deinem Kontrastmittel, deiner Klausur, deinem verkorksten Leben zu tun. 

Im Fernsehen werden alle Highlights von Firmen gesponsert. Zum Beispiel: „Die Formel 1 - Highlights wurden Ihnen präsentiert von Krombacher“ oder: „Der Jahresrückblick wurde Ihnen präsentiert von der Allianz-Versicherung.“ Schon verrückt: Firmen ermöglichen dir ein paar tolle Stunden. Wenn der VfB Stuttgart Bayern 3:0 abserviert, dann hatte der Stadionbesucher einen enthusiastischen Nachmittag im „Gottlieb-Daimer-Stadion“. Für tolle Stunden ist die Wirtschaft zuständig. Und für das Chaos... ist Gott zuständig: „Den Unfall präsentierte Ihnen Gott“. „Die Chemotherapie verpasste Ihnen Gott.“  Wie soll aus diesem „es“ ein „du“ werden? Wer will mit einem Spielverderber per du sein?


Schon komisch, dass alle meinen, über Gott etwas sagen zu können, ohne sich wirklich informiert zu haben. 

Stell dir vor, dein Chef (oder Lehrer) braucht von dir eine exakte Auskunft. Von dieser Auskunft hängt die Investition einer enormen Summe ab. Jeder würde sich bemühen und alle möglichen Möglichkeiten durchspielen; würde sich Informationen einholen, andere Leute um Rat fragen. Erst dann erhielte der Chef eine Antwort, anhand er dann die Entscheidung treffen kann.


Wenn du über Gott eine Auskunft haben möchtest, überleg dir gut, wen du fragst. 


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